Für mich als Marathonläufer und „Sprinter“ unter den Ultraläufern (mein längster Ultralauf bisher beträgt „nur“ ca. 64 Kilometer) ist es eine unglaublich atemberaubende Leistung 218 Kilometer am Stück zu laufen. Diesen Spirit durfte ich im August 2018 als Betreuer von Ultraläuferin Megy Feel live miterleben. Und „atemberaubend“ ging es wirklich durch die Nacht, als Helene Fischer’s Hit uns akustisch auf der Bundesstraße B50 Richtung Süden begleitete.
Auch für Megy war es eine Premiere so weit nonstop zu laufen, insofern machte es dies für uns alle im Team (Megy Feel, Angelika Huemer-Toff, Georg Neuhold und mich) zu einer wirklich spannenden Angelegenheit. Megy bereitete sich bereits viele Monate zuvor akribisch auf diesen Wettbewerb vor, nicht nur in sportlicher Hinsicht, sondern sie kümmerte sich auch um Ausrüstung, Unterkunft, Verpflegung, etc … man glaubt es gar nicht, was da alles zusammen kommt und ein Aufwand dahinter steckt.
Jede/r Betreuer/in hatte fixe Aufgaben zugeteilt bekommen. So lag es in Angelikas Kompetenz, sich in physiologischer / sportlicher Hinsicht um Megy zu kümmern. Auch was die Ernährung während des Rennens betraf, managte Angelika. Georg stellte sein Auto zur Verfügung und war grundsätzlich als Team-Fahrer im Einsatz. Während des Rennens entpuppte er sich aber auch als hervorragender Koch, der sich um Megy’s Nahrung kümmerte. Ich hatte grundsätzlich zwei Aufgaben zu erfüllen: Mentale Betreuung von Megy auf der Strecke / Begleitung am Rad und laufend, speziell in der Nacht und Medien-Berichterstattung.
Ich glaube, für uns als Betreuer war das Austria Race Across Burgenland genauso spannend, wie für die Teilnehmer/innen selbst. Voller Einsatz eines jeden Einzelnen und Zuverlässigkeit stehen hier ganz oben auf der Prioritätenliste. Zu Beginn, während der ersten 100 Kilometer, war ja alles relativ einfach. Doch mit zunehmender Distanz, Schlechtwetter in der Nacht und der kühlen Witterung am zweiten Tag wurden scheinbar einfache Dinge, wie Bekleidung, etc.. schon zu einer gewissen Herausforderung.
Nach der Nacht war alles klatschnass. Im gesamten Betreuerfahrzeug hing die nasse Kleidung von Megy, die sehr viel Kleidung benötigte. Ihr war kalt, sehr kalt sogar. Das kühle Wetter liegt der robusten Läuferin gar nicht. In der Früh, nach etwa 160 gelaufenen Kilometern, war Megy sichtlich gezeichnet von Erschöpfung und Schmerzen. Das Laufen bereitete ihr immer mehr Probleme und die Gehpausen wurden zunehmend länger. Ein Wettlauf gegen die Zeit und Motivation hat begonnen. Wir diskutierten auch einen Abbruch des Rennens, da wir eine Cut Off-Zeit eines Check Points nicht rechtzeitig erreichten und ein rechtzeitiges Erreichen der Ziellinie in Kalch in Frage stellten. Doch nicht zuletzt durch Megy’s Kampfgeist wurde das Rennen auf Biegen und Brechen fortgesetzt und tatsächlich noch rechtzeitig nach 37:46:28,2 Stunden das Ziel in Kalch erreicht.
Dieses Erlebnis zeigte mir wieder einmal deutlich auf, was möglich ist, wenn man Alles daran setzt, sein Ziel zu erreichen. Selbst scheinbar aussichtslose Situationen dennoch unter Schmerzen stundenlang in Angriff und Kauf zu nehmen um selbst die kleinste Aussicht auf Erfolg am Weg zum Ziel zu nutzen. Und es hat funktioniert – ganz großes Kino!
Den gesamten Rennbericht mit vielen weiteren Details dazu findet ihr unter diesem Link.