Dies war unsere erste Teilnahme am Austria Race Across Burgenland, dem wohl anspruchsvollsten Ultralauf-Bewerb im Osten von Österreich. Erstmalig seit dem 14-jähren Bestehen des Sportevents wurde die Burgenland 100 (100km Laufbewerb von Deutsch Gerisdorf bis Kalch) als Bewerb etabliert und genau an diesem Bewerb haben Jan Duk und ich im 2er-Team teilgenommen.
Die speziellen Regeln des Burgenland 100 Teambewerbes sind einfach: Es darf im 2er-Team gewechselt werden, wann, wo und so oft wir wollen. Da lässt uns der Veranstalter völlig freie Hand. Aber ansonsten gelten die Wettkampf-Regeln wie bei allen anderen Bewerben. Der Bewerb wird ja auch fast komplett auf der gleichen Strecke ausgetragen (bis auf eine Ausnahme gleich zu Beginn, wo ein Zubringer-Weg auf die Original-ARAB-Strecke führt).
Kurz vor dem Start fragten wir uns, mit welcher Taktik wir ins Rennen gehen wollen. Hmm.. wir entschieden uns, dass wir uns alle 30 Kilometer abwechseln bzw. den Wechsel unserer momentanen Verfassung entsprechend durchführen. Ich finde das ist ein guter Plan, sich einen roten Faden zu basteln und den aber nicht auf Biegen und Brechen umsetzen zu müssen.
Der Startschuss fiel am 30. August 2019 um 23:30 Uhr in Deutsch Gerisdorf. Dort starteten wir alle gemeinsam auf unsere 100,4 Kilometer lange Nacht-„Wanderung“. Jan lief als erster von uns beiden los und setzte sich gleich zu Beginn mit einem extrem hohen Tempo von allen anderen ab. Ich folgte nach ein paar Minuten mit dem Auto und wunderte mich gleich, warum ich den Jan im Teilnehmerfeld nicht finden konnte, speziell zu jedenm Zeitpunkt als ich Andreas Michalitz ganz vorne sah.. und kein Jan in Sichtweite. Ich fuhr ein Stück weiter die Bundesstraße entlang. Es ging bergauf und plötzlich sah ich den Jan weit vorne, der hier gleich zu Beginn den Anstieg rauflief als gäbe es kein Morgen. „Na bummm… ob das gut geht …“ dachte ich mir. Aber okay, Jan ist ein routinierte Läufer der schon sehr viele Erfolge zu verzeichnen hat. Er wird schon wissen was er tut.
Nach einigen Kilometern bog die Strecke von der Bundesstraße nach links hinauf Richtung Süden einen ziemlich steilen Berg hinauf. Und auch dort spurtete Jan hinauf als wäre das ein 10km-Bewerb. Auf der anderen Seite bergab zeigte meine Tacho-Nadel teilweise 17km/h an, als ich Jan kurz nachfuhr. Wahnsinn. na die Nacht kann noch spannend werden, wenn es gleich zu Beginn so rasant dahin geht…
Etwa nach 1:39 hatten wir bereits 22 Kilometer hinter uns, was einer Pace von ca. 4:30 min/km entspricht. Au weia.. und gerade erst einmal ein 5tel der Strecke sind absolviert. Bei Kilometer 27 lies Jan ein wenig nach und er wollte wechseln. Also machte ich mich bereit auf die Strecke zu gehen. Ich lief locker los, nicht so wie Jan beim Start, und habe auf meinen ersten 30 Kilometern eine konstante Pace von 5 min 7 Kilometer gefunden. Mein Streckenabschnitt war nicht so steil wie der von Jan. Es ging hügelig leicht bergauf/bergab durch die Nacht.
Etwa bei Kilometer 57 wechselten wir wieder. Nach meinem ersten Lauf spürte ich meine Beine schon etwas, aber es hielt sich in Grenzen. Ich rechnete jetzt mal damit, noch ein 2. Mal zu laufen, da Jan jetzt auch nicht mehr so fit war wie zu Beginn. Er lief weitere 20 Kilometer, diese aber etwa in meinem Tempo. Als der Morgen dämmerte, die 70km-Marke bereits hinter uns gelassen, machten sich die Anstrengungen der Nacht schon etwas bemerkbar, und wir wechselten erneut.
Ich ging bei angenehmen Temperaturen in meinen 2. Lauf und lief der 80 Kilometer-Marke entgegen und dann erreichte ich den CP 3 beim Kreisverkehr in Jennersdorf, wo ich mir einen Schluck Kaffee, einen Becher Suppe und ein paar Soletti gönnte. Der Boxenstop dauerte nicht lange und es ging gleich weiter Richtung Kalch. Jetzt waren „nur“ mehr 20 Kilometer zu laufen. Am Ortsende von Jennersdorf war ich etwas zu übermütig. Da ging es eine Brücke hinauf. Diesen Anstieg habe ich etwas zu giftig genommen, denn oben angekommen machten sich meine Oberschenkel bemerkbar. Das Bergablaufen von dieser Brücke war dann nicht so angenehm und ab da wurde es für mich anstrengend. Ich lief noch weitere 8 Kilometer mit einer durchschnittlichen Pace von 5:22 / min bis etwa Kilometer 89, wo dann Jan wieder übernommen hat.
Jann lief nun die letzten 12 Kilometer bis nach Kalch ins Ziel. Er war nun das dritte Mal auf der Strecke. Das Tempo war jetzt um einiges niedriger als zu Beginn und die letzten Stunden haben ihre Spuren hinterlassen. Aber Jan kämpfte sich die letzten Höhenmeter des Rennens tapfer hinauf und hinunter. Ich wollte ihm noch ein paar Kilometer abnehmen, doch er wollte das letzte Stück alleine bestreiten. So fuhr ich bei Kilometer 98 mit dem Auto voraus bis zum Ziel und ging ihm entgegen, damit wir die letzten paar hundert Meter zusammen laufen konnten. Im Endeffekt joggten wir zusammen 380 Meter weit mit einer 6:31 Pace ins Ziel und wurden herzlich empfangen.
Wir waren vom ganzen Austria Race Across Burgenland um 8:05 Uhr MEZ die ersten Teilnehmer, die das Ziel erreichten. Nach 8:35 h überquerten wir das Ziel und freuten uns riesig. Letztendlich haben wir mit einer durchschnittlichen Pace von 5:08 min/km unsere ARAB-Premiere bestritten. Etwa 11 Minuten später erreichte das 2. Burgenland 100-Team das Ziel. Weitere 24 Minuten später erreichte der erste Solo-Läufer der Burgenland 100, Andreas Michalitz, nach 9:10 h, das Ziel.
Markus Steinacher, am 2.9.2019